Mauerwerkstrockenlegung mit Horizontalsperre im Mauerwerk
Eine Horizontalsperre im Mauerwerk gegen aufsteigende Feuchtigkeit? Die verschiedenen Verfahren zur Mauerwerkstrockenlegung mittels Horizontalsperre vorgestellt.

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Trockene Füße fürs Haus - die Horizontalsperre
Für eine Mauerwerkstrockenlegung ist in den meisten Fällen auch eine Horizontalsperre im Mauerwerk Teil der Arbeiten, die ausgeführt werden sollten um in der Mauer von unten aufsteigende Feuchtigkeit zu blockieren. In diesem Artikel werden die verschiedenen Verfahren zur Umsetzung einer Horizontalsperre vorgestellt, deren Vor- und Nachteile besprochen und die zu erwartenden Kosten überschlägig angegeben.
- Das Inhaltsverzeichnis des Artikels
- Horizontalsperre – Verfahren im Überblick
- Injektionsverfahren zur Mauertrockenlegung
- Mechanische Verfahren gegen aufsteigende Feuchtigkeit
- Horizontalsperre – Kosten
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Wann wird eine Horizontalsperre im Mauerwerk benötigt?
Tatsächlich ist nicht immer eine (neue) Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit erforderlich.
Folgende Fälle könnte man annehmen:
- Es ist eine noch gut erhaltene und funktionierende Horizontalsperre im Mauerwerk vorhanden und muss bei der Sanierung nicht erneuert werden. Zeigt das Schadbild in der Wand eindeutig, dass die Feuchteursache nicht durch aufsteigende Feuchtigkeit durch eine fehlende Sperre hervorgerufen wird, könnte gegebenenfalls auf eine neue Horizontalsperre verzichtet werden.
- Die Wände sind nur wenig feucht, der Keller soll nur als Lagerraum genutzt werden und ein guter Luftaustausch und genügend offene Verdunstungsfläche stehen im Keller zur Verfügung. Trägt man in diesem Szenario noch eine Kalkfarbe auf die Kellerwände auf um Schimmelwachstum zu hemmen, reicht es in der Regel aus, dass die Feuchte an den Wänden verdunsten kann, ohne dass die Substanz der Wände durch aufsteigende Feuchtigkeit nachhaltig bedroht ist.
- Das Schadbild in den Wänden zeigt keine aufsteigende Feuchtigkeit, sondern ein Eindringen der Nässe an anderer Stelle. So zum Beispiel durch von oben eindringendem Spritzwasser, durch defekte Rohrleitungen oder ähnliches. Die Ursache ist getrennt von einer Horizontalsperre am Mauersockel zu sehen und andere Maßnahmen zur Mauerwerkstrockenlegung sind wesentlich sinnvoller.
Ist nicht ganz klar bestimmbar ob eine defekte / fehlende Horizontalsperre im Mauerwerk ursächlich oder zumindest mitursächlich dafür verantwortlich ist, dass die Kellerwand feucht ist, so sollte auf jeden Fall ein Gutachter hinzugezogen werden, der die entsprechenden Messungen durchführen kann und ein geschultes Auge für die charakteristischen Schadbilder, die durch aufsteigende Feuchtigkeit verursacht werden, hat.
Eine Horizontalsperre muss auch nicht grundsätzlich im Kellerbodenbereich eingesetzt werden. Wenn eine Mauerwerkssanierung ausschließlich von innen durchgeführt werden soll, macht es oft mehr Sinn eine Sperrschicht im oberen Bereich der Kellerwände auszuführen um die höher gelegenen Stockwerke vor aufsteigender Feuchtigkeit zu schützen. Da durch eine solche Innensanierung die Verdunstungsflächen im Keller verloren gehen können, steigt über die Kapillare der Wasserdruck im Mauerwerk und die Feuchtigkeit steigt höher auf, als dies im unsanierten Zustand der Fall war. Mehr zum eher problematischen Abdichten der Kellerwände von innen finden sie in diesem Artikel: Kellerabdichtung von innen.
Horizontalsperre – Verfahren im Überblick
Ist nun klar, dass eine Horizontalsperre im Mauerwerk für die Mauerwerkstrockenlegung notwendig ist, stellt sich dem Bauherrn die Frage mit welcher Methode bzw. Verfahren nachträglich eine Sperrschicht in die Wände eingebracht werden soll.
Generell unterscheidet man zwischen Injektionsverfahren und mechanischen Verfahren zur Durchführung der Arbeiten. Daneben werden noch verschiedene (minimalinvasive) Sonderverfahren angeboten, deren Wirksamkeit oft nicht ausreichend belegt sind und / oder von der WTA (Wissenschaftl. – techn. Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.) nicht anerkannt sind. Hierzu zählen unter anderem Mauerbelüftungssysteme, Verfahren auf Basis von Magnetokinese, Radiowellen, Funkwellen oder (aktive) Elektroosmoseverfahren. Wobei letzteres durchaus nachweisbare nachhaltige Effekte zeigt, diese aber bisher (Stand 2018) aufgrund unzureichender Datenlage nicht vom WTA in Deutschland anerkannt sind. Dafür ist die aktive Elektroosmose in Österreich durch die ÖNORM B 3355-2 als anerkanntes Verfahren zur Bauwerkstrockenlegung seit 2011 zertifiziert.
Injektionsverfahren zur Mauertrockenlegung
Als Horizontalsperre im Mauerwerk recht bekannt und beliebt sind die so genannten Injektionsverfahren. Hierbei wird durch eine oder zwei Reihen Bohrungen im Mauerwerk eine abdichtende Flüssigkeit oder Emulsion eingebracht, welche die feinen Poren und Hohlräume im Gestein füllen, und somit das Aufsteigen des Wassers im Gestein hindern. Es gibt verschiedene Injektionsverfahren, die unterschieden werden.
So gibt es:
- Injektionen über Niederdruck
- drucklose Injektionsverfahren
- mehrstufige Injektionen
- thermische Verfahren
- Impulsinjektionsverfahren
Wobei die beiden letztgenannten keine eigenständigen Verfahren im eigentlichen Sinne darstellen, sondern eher Verfahren zur Optimierung der drei erstgenannten Verfahren sind.
Ganz klare Vorteile der Injektionsverfahren gegenüber den mechanischen Verfahren zur Herstellung einer Horizontalsperre im Mauerwerk sind:
- Keine baustatisch problematischen Eingriffe ins Mauerwerk nötig.
- Von der Innenseite des Kellers durchführbar – keine Erdarbeiten außen notwendig.
- Im direkten Vergleich günstig in der Ausführung.
- Zügig ausführbar ohne lange Wartezeiten zwischen Arbeitsschritten.
Aber wie so oft stehen dem gegenüber auch Nachteile bei der Mauerwerkstrockenlegung gegenüber:
- Im Lastfall „drückendes Wasser“ nur sehr bedingt einsetzbar.
- Generelle Abdichtungsfähigkeit auch bei guten Bedingungen nur bei 60 – 80%.
- In wassergesättigtem Mauerwerk meist schlecht einsetzbar und Abdichtung meist auch schlechter.
- Haltbarkeit (Standzeit) der Maßnahmen nur etwa halb so lang (20-25 Jahre) wie bei mechanischen Verfahren.
- Je nach verwendetem Injektionsstoff können in Kombination mit gipshaltigen Elementen im Mauerwerk mauerwerksschädigende Salze entstehen.
Dazu kommt noch, dass je nach Mauerwerksbeschaffenheit durch innenliegende Hohlräume (Bruchstein, Lochziegel etc.) das Abdichten der Wände gegen aufsteigende Feuchtigkeit problematisch sein kann, da in den Hohlräumen viel Dichtflüssigkeit nutzlos versickern kann. Als Gegenmaßnahme wird zwar ein mehrstufiges Verfahren eingesetzt, bei dem im ersten Schritt mit Spezialzementemulsionen die Löcher verfüllt werden, aber ein Restrisiko bleibt, dass die Maßnahme zumindest punktuell nicht zur Zufriedenheit abdichtet.
Im Detail wird auf die verschiedenen Injektionsverfahren in diesem Artikel: Mauerwerksabdichtung mit Injektionsverfahren näher eingegangen und Unterschiede erklärt.
Mechanische Verfahren gegen aufsteigende Feuchtigkeit
Alternativ zu den Injektionsverfahren bieten sich verschiedenste Verfahren an, die auf mechanische Weise eine neue oder zusätzliche Sperrschicht zur Mauertrockenlegung in die Kellerwände einbringen. Vorteile als Horizontalsperre im Mauerwerk gegenüber den Injektionen sind:
- Ein wesentlich höherer Abdichtungsgrad gegen aufsteigende Feuchtigkeit (bis zu 100%).
- Eine doppelt so lange Haltbarkeit der Maßnahmen (40 - 50 Jahre).
Aber auch ganz klare Nachteile lassen sich bei den mechanischen Verfahren aufzählen.
- Sie sind immer ein baustatisch relevanter Eingriff in die Bausubstanz.
- Teilweise sind die Arbeiten mit Erschütterungen der Wände einhergehend.
- Manche Verfahren sind sehr zeitintensiv, da die Statik beachtet werden muss und nur Abschnittsweise gearbeitet werden kann.
- Unter Umständen sind die Arbeiten aufgrund von Lage, Ort und Umständen mit den zu verwendenden Geräten nicht durchführbar.
- Da bei allen mechanischen Verfahren auch die Außenhülle der Mauer beschädigt wird, sollte immer auch die vertikale Wandabdichtung von außen erneuert werden (falls vorhanden), wenn keine Abdichtung der Wandflächen von innen geplant ist.
Die vier gängigen mechanischen Verfahren gegen aufsteigende Feuchtigkeit sind:
- Das Maueraustauschverfahren
Teile des Mauerwerks werden nacheinander (händisch) herausgenommen und Stück für Stück mit einer Horizontalsperre abgedichtet. - Das Bohrkernverfahren
Hierbei werden sich überlappende Kernbohrungen im Mauerwerk vorgenommen, die dann mit einer Sperrschicht versehen, und nachträglich wieder verfüllt werden. - Das Mauersägeverfahren
Mit einer Spezialsäge wird in einer Mauerwerksfuge die Kellerwand komplett horizontal aufgeschnitten und eine Sperrbahn darin eingebracht. - Das Blecheinschlagverfahren
Hier werden mit Presslufthämmern sich überlappende Chromstahlbleche in eine Mauerwerksfuge eingeschlagen um eine Mauerwerkstrockenlegung zu realisieren.
Auch zum Thema mechanische Verfahren zur Umsetzung einer Horizontalsperre im Mauerwerk existiert ein Artikel, der ausführlich die einzelnen Verfahren beleuchtet und deren Einsatzgebiete sowie die mit ihnen einhergehenden Probleme und Risiken beschreibt. Hier geht es direkt zum Artikel: Mauertrockenlegung mit mechanischer Horizontalsperre
Horizontalsperre – Kosten
Wie so oft ist eine genaue Bezifferung der anfallenden Kosten für eine Horizontalsperre im Mauerwerk im konkreten Fall nicht vorzugeben, da viel zu viele Faktoren für die Bepreisung der einzelnen Verfahren ineinandergreifen und direkt vor Ort durch Besichtigung und Messung der Parameter (Wandstärken, Material, Feuchtegrad in der Wand etc.) der Kellerwände eruiert werden müssen.
Generell kann man aber sagen, dass Injektionsverfahren in der Ausführung in etwa um die Hälfte günstiger sind als die mechanischen Verfahren. Allerdings sollten sie aber auch die garantierte Lebensdauer der Verfahren mit in ihre Berechnungen einbeziehen. Da die Injektionsverfahren ihre Wirksamkeit bereits nach etwa 20 bis 25 Jahren nach und nach verlieren und deren generelle Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit grundsätzlich geringer als bei den mechanischen Verfahren ist, so ist der effektive Preis am Ende durchaus ähnlich.
Das Maueraustauschverfahren gilt als das Teuerste zur Umsetzung für eine Horizontalsperre im Mauerwerk, da der Zeitaufwand durch die händische Umsetzung der Maßnahme hier am höchsten ist. Man kann mit einem Preis rechnen, der in etwa 2-3mal höher liegt als bei den günstigen drucklosen Injektionsverfahren. Als Daumenwert für einen Maueraustausch bei 40cm Wandstärke kann man mit etwa 250 bis 300€ brutto je laufenden Meter Wand einrechnen, wenn die Arbeit von einem Fachbetrieb ausgeführt wird. Aber auch hier gilt, dass der Preis sehr deutlich schwanken kann, je nachdem welches Wandmaterial verbaut wurde und wie die allgemeinen Bedingungen bzgl. Baustatik und Räumlichkeiten sind. Alle anderen Verfahren liegen irgendwo zwischen den Werten der drucklosen Injektion und dem Maueraustausch.
Ich hoffe dieser Artikel konnte ihnen einen guten Überblick über Mauerwerkstrockenlegung durch eine Horizontalsperre im Mauerwerk geben. Weitergehende Informationen zu den Verfahren finden sie, wie bereits weiter oben angesprochen, in weiteren Artikeln dieser Artikelserie zur Kellersanierung.
Robert Graefe Kellersanierung
Geballtes Wissen für alle Hausherren und Ausführende rund um das Thema Kellersanierung • Mit Kostenberechnungen • Erschienen: 2017 • 215 Seiten - 174 Abbildungen und 37 Tabellen
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Wer schreibt hier?
Dipl. Inf. Wirt (fh) Björn Lenz ist seit der Ausbildung zum Elektroinstallateur und anschließendem Studium an der FH-Köln bereits seit über 25 Jahren in Planung und Ausführung in der Altbausanierung in vielen Gewerken tätig und schreibt schon seit 2006 regelmäßig online Ratgeber zu Themen rund um Haustechnik, Sanierung und Renovierung.
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